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Diana Zapf-Deniz

Belfast - die Hauptstadt Nordirlands: Frieden in Wort und Bild

Aktualisiert: 17. Aug. 2020

Irlands religiöse Geschichte mit der Sehnsucht nach Frieden und Freiheit untermalt mit Fotografien von August 2019



Irland ist viele Reisen wert. Dabei wird die irische Insel in zwei Länder unterteilt. Denn Irland ist nicht einfach Irland. Nordirland ist ein eigenes Land und gehört zu Großbritannien. Somit bezahlt man mit dem Britischen Pfund GBP - auch Sterling genannt.


Geschichtlich ist Irland keltisch, ging dann ins keltische Christentum über und ist seitdem überwiegend katholisch. Der Nationalfeiertag Irlands am 17. März, der St. Patrick´s Day geht auf den ersten christlichen Missionar der Insel, den Bischof Patrick von Irland im 5. Jahrhundert zurück.


Die Engländer machten den Iren jedoch das Leben schwer. In den Kilkenny-Statuten von 1366 beschloss die englische Krone, ihre eigene Oberschicht über die Bevölkerung Irlands zu erheben. Die Kirche von England ist die Anglikanische Kirche und zählt mehr zum Protestantismus, auch wenn sie katholische Elemente beinhaltet. König Heinrich VIII. von England und im Anschluss sein Sohn Eduard VI. setzten sich mit der katholischen Kirche auseinander, Heinrich löste 1539 Irlands Klöster auf und Eduard VI. bringt die Reformation in Gang, die Queen Elizabeth I. kraftvoll durchsetzte. 1559 lies sie einfach die Wände mit Gemälden im Patricksdom in Dublin überpinseln. Christen gegen Christen. Die Iren wurden nicht in Ruhe gelassen. Die Macht geprägt von religiöser Ideologie ging von der englischen Krone aus, die die meiste Zeit über eher protestantisch war.



Ein Buchladen ausschließlich mit evangelischen Büchern wirkt schon fast provokant in einer Stadt, die den religiösen Frieden nicht unbedingt gepachtet hat. Mitten in Belfast 15 College Square East, United Kingdom, ist der "Evangelical Book Shop".


Wer die Iren kennen und lieben gelernt hat, ihre Traditionen und ihre Geschichte kennt, wer hört, wie sie vor allem in der Gaeltacht an der Westküste Irisch-Gälisch sprechen und stolz darauf sind, kann nachvollziehen, dass ihnen ihr keltisch-katholisches Irland lieb und gut ist. Die Briten wiederum haben auf der Insel auch eine lange Geschichte. Das Symbol Irlands, das St.-Patricks-Kreuz, ist das Andreaskreuz und wurde schon im Jahr 1800/01 Teil der Union Flag, der Nationalflagge des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, auch Union Jack genannt.


Über 100 Jahre waren das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland vereint, bis nach dem irischen Unabhängigkeitskrieg 1919-1921 die grüne Insel geteilt wurde. Es folgten ein blutiger Bürgerkrieg und der Wunsch der Minderheit der katholischen Nationalisten in Nordirland nach einer Wiedervereinigung der Insel.



Der Nordirlandkonflikt - eine Frage der Ethnie


Der Nordirlandkonflikt war von 1969 bis 1998 zwischen der protestantischen Gruppe der englisch- und schottischstämmigen Protestanten und den irisch-nationalistischen Katholiken.


Robert George "Bobby" Sands starb am 5. Mai 1981 in Folge eines Hungerstreiks nach 66 Tagen im Gefängnis. Er war IRA (Irish Republician Army) Mitglied und Abgeordneter im britischen Unterhaus. Das Wandgemälde (Mural) ihm zu Ehren wurde 1998 am Sinn Féin-Hauptquartier in 49 Falls Rd, Belfast gemalt.


Auf dem nachfolgende Bild ist auf dem Haus vor dem Wandgemälde mit dem Porträt Bobby Sands ein Zitat von ihm angebracht. Betitelt wurde es mit "Saoirse", dem irisch-gälischen Wort für Freiheit, das gerade in den 20er Jahren der Unabhängigkeitsbewegung populär wurde.


"All things must come to pass as one So hope should never die There is no height or bloody might That a freeman can't defy. There is no source or foreign force Can break one man who knows, that his free will nothing can kill And from that freedom grows"


In Belfast gibt es protestantische und katholische Wohnviertel. Seit 1998 herrscht Waffenstillstand. Der Brexit brachte die große Sorge mit sich, dass der Frieden wanken könnte. Denn Irland bleibt EU-Mitglied, während Nordirland aufgrund des britischen EU-Austritts nicht mehr zur EU gehört.



Murals - Wandgemälde entlang der Peace Walls - Friedenslinien


Meterhohe Wände, sogenannte Friedenslinien, auch Peace Lines oder Peace Walls genannt, prägen das Stadtbild. Die Wände trennen protestantische von katholischen Stadtvierteln, wie etwa die Peace Wall entlang des Cupar Ways, die die Viertel zwischen Shankill Road und Falls Road trennt.



Hier fahren Sightseeing Busse "Hop On Hop Off" (Aufspringen und Abspringen) mit offenem Dach durch die Strassen und bringen die Touristen zur weltberühmten Mauer. Diese Mauer erinnert an die Berliner Mauer. Wann wird die in Belfast fallen? Und wie lange werden die Mauern in den Köpfen der Menschen bleiben?





Die Black Cab Taxis fahren ebenfalls zur touristischen Attraktion durch die Straßen und die Taxifahrer haben stets einen Stift parat, damit sich ihre Fahrgäste auf der Peace Wall verewigen können.





Frieden, Liebe, LGBTI auf den Murals in Belfast


Die Murals arbeiten die Geschichte Irlands auf und sind oftmals ausdrucksstark und kunstvoll. Frieden ist die große Sehnsucht - nicht nur für den Jahrhunderte alten religiösen Konflikt. Nein, hier wird auch Frieden für die ganze Welt gewünscht: für den Irak, für Schwule und Lesben, für Krebskranke - um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. BTW: Belfast ist inzwischen bekannt in der LGBTI (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender and Intersexual) Szene mit seinen gay-freundlichen Pubs und Bars gerade im Cathedral Quarter und die Ehe für alle gibt es in Nordirland seit 2019.




An der Friedenslinie bekunden Liebespaare mit Herzchen ihre Liebe. Die Straße entlang der Wände voller Kunst und Graffiti zu laufen ist, als würde man durch ein Geschichtsbuch laufen mit Auszügen aus aktuellen Tageszeitungen. Die Straßen sind ruhig. Wenig Verkehr. Wenig Menschen.


Don´t hate - No war - Peace - Hope. Diese Worte liest man oft.




William Blair Smith (Plum) im Belfast Telegraph "Vom Schützen zum Friedensstifter"



"I thought I was fighting for Ulster," Smith said. "We were living in a warzone. They were killing us and we were killing them back. If I had been living in another country, I would never have seen the inside of a jail. I regret that anything happened here, which is why I fought for the peace process." William Blair Smith (Plum)



Der Hinweis, dass auf die Kunstwerke weder geschrieben noch Graffiti angebracht werden darf, wird großzügig ignoriert.



Protestantische britische Zone im Stadtteil The Shankill


Ein Spaziergang im Stadtteil The Shankill verrät aufgrund der Beflaggung schnell, ob man sich nun im katholischen oder protestantischen Teil Belfasts aufhält.


Blick auf die Friedensmauer vom protestantischen Viertel aus.

Gezeichnet von Terror, Hass und Krieg. Tristesse.

Die von 1953 bis 1973 verwendete Flagge in Nordirland war die "Red Hand Flag of Ulster" (Ulster Banner). Derzeit gibt es keine offizielle Flagge. Deshalb wird die Union Jack Flagge verwendet. An diesen Häusern hängt zusätzlich zu den beiden eben genannten Flagge noch die des Oranier Ordens, einer Organisation meist radikaler Protestanten in Nordirland.


Als Besucher ist es schon verwirrend, wenn man in diesem kargen Viertel weder Spielplätze noch Blumen in Gärten vorfindet, dafür aber Kinder mit dem Union Jack spielen.



Die katholisch-irische Zone ist mit Sicherheit auch sehenswert. Aufgrund des Zeitmangels war ein Besuch für mich leider nicht mehr drin.



Bekanntes Loyalist Mural in Hopewell Crescent "Summer of 69"


Im Sommer 1969 wurden Nachbarschaften getrennt und aufgeteilt. Es entstanden im Grunde genommen protestantische und katholische Ghettos der Arbeiterklasse.

Aus Freunde wurden Feinde. Die Kinder wuchsen in einer Welt des Hasses und der Zerstörung auf.



Stevie McCrea - Red Hand Commando - Mural



Im nächsten Blogbeitrag zeige ich weitere Belfast Eindrücke.


Copyright aller Bilder Diana Zapf-Deniz

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